Motorrad-Transport allgemein

 

Inhalts-Übersicht:


1. Schiff

1.1. in einer Kiste (LCL = less than container load)

1.2. Container

1.3. RoRo (Roll on roll off)

 

2. Flugzeug

 

3. Flug- versus Schiffs-Transport

 

4. Tips und Denkanstöße

 



Wenn es aus eigener Kraft nicht weiter geht, sind die beiden gängisten Fälle für den Motorrad-Transport das Schiff und das Flugzeug.

Transporte per Zug oder gar per LKW werde ich hier nicht behandeln.

 

1. Schiff

 

Neben den etwas abenteuerlicheren Varianten, die zuweilen unumgänglich sind, sind diese drei hier die üblichen:

1.1. in einer Kiste (LCL = less than container load)

1.2. Container

1.3. RoRo (roll on roll off)

 

ad 1.1. in einer Kiste (LCL = less than container load)

 

Man kann das Motorrad von (Industrie-)Verpackungsunternehmen verpacken lassen. Die gibt es überall. Manchmal bieten auch die Shipping-Agents diesen Service an.

Man kann so eine Kiste auch selber bauen - Anleitungen gibt es im Netz.

 

Ggf. sind Einweg- oder Mehrweg-Kisten vom Motorrad-Händler eine gute Lösung.

Bei den Einweg-Kisten sind sie i.d.R. froh, wenn sie sie loswerden.

Aber man muß erstmal eine bekommen. Zu manchen Jahrezeiten sieht es schlecht aus damit. Außerdem werden immer mehr Mehrweg-Kisten benutzt. Frühzeitig darum kümmern, ist mein Rat!

Bei den Motorrad-Gestellen vom Händler muß man unter Umständen noch eine Verschalung anbringen.

 

Die Kiste muß stapelbar sein, da man sonst das Container-Volumen oberhalb der Kiste mitbezahlen muß - das kann ein teurer Spaß werden.

 

Die Kiste muß geschlossen sein.

 

Falls man Holz verwendet, muß man sich schlau machen, ob das Zielland spezielle Anforderungen stellt. Viele Länder wie Kanada, USA, Australien und Neuseeland verlangen eine Begasung des Holzes, die in Deutschland rund 150 EUR kostet. Es wird, glaube ich, ein Branntzeichen ins Holz gemacht oder ein Stempel aufgebracht.

Es soll auch schon ohne geklappt haben. Wenn bei der Einfuhr drauf bestanden wird und man hat es nicht gemacht, können die Folgen extrem unangenehm sein, da u.U. der ganze Container unter Karantäne gestellt wird..

 

Verschalung der Metallgestelle macht man am besten mit Sperrholz. Das wird unter so hohen Temperaturen hergestellt, daß keine Begasung nötig ist.

 

Nachteil bei der Variante per Kiste: wenn man das Motorrad nicht gerade in der Nähe des Hafens verpacken läßt, muß man es in der Kiste zum Hafen bringen.

Ob man das nun selber macht oder machen läßt (da gibt es reichlich Speditionen, die das erledigen und oft haben die Shipping Agents, bei denen man die Verschiffung der Motorräder bucht, Kooperationspartner an der Hand), es stellt in jedem Fall nicht unerhebliche Kosten dar.

 

Auf die Frage, ob man das Gepäck, resp. die gefüllten Koffer beilegen darf, bekommt man unterschiedliche Antworten.

Das hängt vom Land, von der Rederei, vom Shipping Agent und vielleicht auch von der Mondphase ab.

Teilweise ist es nicht erlaubt, teilweise mit beigefügter Inventarliste in Ordnung und teilweise uneingeschränkt möglich.

 

In der Regel richten sich die Kosten nach dem fiktiven Gewicht der Kiste, das über die sogenannte Volumen-Gewicht-Formel berechnet wird:

Auf englisch heißt sie size-count-formula:

Höhe [cm] x Breite [cm] x Länge [cm] / 6000 = fiktive Gewicht [kg]

 

Letztendlich ist also das Volumen entscheidend.

Daher sollte man versuchen, dieses zu reduzieren.

Typische „Tricks“ sind:

- Voderrrad ausbauen

- Koffer abnehmen und neben die Gabel stellen

- Spiegel, Wind-Schild und Lenker demontieren

Das spart viel Geld!

 

ad 1.2. Verschiffung per Container

 

Im Gegensatz zu Variante 1.1. muß man hier einen kompletten Container voll bekommen. Das kann preislich interessant sein, ist aber eine organisatorische Herausforderung. Es ist eigentlich nur realistisch, wenn man die anderen, die mitmachen, gut kennt und sich auf sie verlassen kann. Sonst steht man schnell mit einem nicht vollen Container da, den man alleine bezahlen muß.

 

 

ad 1.3. RoRo

 

„Roll on roll off“ ist vereinfacht gesagt wie eine Fähre: man fährt das Motorrad vor, übergibt den Zündschlüssel und ein Angestellter fährt das Motorrad aufs Schiff. Am Zielort läuft es umgekehrt.

Vorteil: sehr entspannt und man muß keine Kiste bauen.

Beim Transport per Kiste dürfte allerdings die Gefahr für Beschädigungen und Verluste wesentlich geringer sein.

Weiterer Nachteil: Man darf kein Gepäck beifügen.

 

2. Flugzeug

 

Meistens muß man das Motorrad in eine Kiste verpacken. Die diesbezüglichen Ausführungen im Kapitel „Schiff“ gelten auch für die Luftfracht.

Manchmal wird das Motorrad aber auch nur auf eine Palette gefahren, festgezurrt und mit Folie umwickelt.

Das hängt von der Fluglinie und manchmal auch vom Freight Handler ab.

 

Apropos Freight Handler: einen solchen muß man auf Verlangen der Fracht-Flug-Linien oft zwischen schalten.

 

Die Variante mit der Palette ist natürlich auf den ersten Blick in Sachen Kosten und Einfachkeit verlockend. Die Gefahr einer Beschädigung beim Verladen ist allerdings hoch.

 

Bei der Beförderung per Flugzeug wird ebenfalls oft die Volumen-Gewichts-Formel angewandt, bzw. es wird der höhere Wert von tatsächlichem Gewicht und Volumen-Gewicht veranschlagt.

 

3. Flug- versus Schiffs-Transport

 

Der Schiffs-Transport wird in aller Regel deutlich günstiger sein.

 

Großer Nachteil des Schiffs-Transportes: dauert erheblich länger.

Zu dem schon regulär wesentlich höherem Zeitaufwand kommen häufig nennenswerte Verspätungen.

Nicht nur im Start- und Zielhafen kann so manches schief gehen, sondern auch in all den Zwischenhäfen, wo die Kiste oder der Container umgeladen wird.

Nach dem, was ich persönlich an negativen Geschichten diesbezüglich gehört und gelesen habe, würde ich sagen: geringfügige bis sehr große Verspätungen sind die Regel. Ich kenne Fälle, wo es Wochen oder Monate und die sich daraus ergebenden Zusatzkosten oder Unannehmlichkeiten extrem oder gar fatal waren.

 

Womit wir beim nächsten Kriterium wären: Kosten.

Die sind, wie gesagt, auf den ersten Blick beim Verschiffen i.d.R. niedriger.

Für einen korrekten Vergleich muß man allerdings auch alle indirekten Kosten betrachten und da kann das Ergebnis im Einzelfall schon mal anders aussehen.

Wo logiere ich beispielsweise, wenn mein Motorrad fast zwei Monate von Südamerika nach Neuseeland unterwegs ist?

Ein ganz wesentlicher Kostenpunkt: die Hafengebühren etc.

Diese machen häufig WEIT mehr aus, als die eigentlichen Verschiffungskosten und sind zudem sehr oft hochgradig intransparent. So manch Einer ist am Zielhafen schon aus allen Wolken gefallen, als ihm klar wurde, was er dort so alles offiziell und inoffiziell noch abdrücken mußte.

Ein typischen Negativ-Beispiel ist Buenos Aires – aber wahrlich nicht das einzige.

Verschiffer garantieren diese Kosten i.d.R. nicht mit dem Argument, daß sie darauf keine Einfluß haben. Daher immer nachfragen, welche Kosten am Zielort noch im Angebot fehlen. Selbst wenn keine konkreten Zahlen genannt werden, kann die Antwort hilfreich sein.

 

Mein genereller Eindruck: bei Luftfracht sind die Prozeduren einfacher und transparenter und es fallen viel weniger offizielle und inoffizielle Gebühren an.

 

Tips und Denkanstöße

 

Egal welche Transport-Art: von A nach B kostet nicht automatisch so viel wie von B nach A.

Die Frachtkosten können in die beiden Richtungen erheblich variieren. Im Extremfall kann das Frachtaufkommen so ungleich verteilt sein, daß man als Privat-Kunde gar keinen Transporteur findet, da diese durch kommerzielle Kunden voll ausgelastet sind.

 

Angebote vergleichen – nicht nur bezüglich des Endpreises.

Vor allem im Bereich Verschiffung, aber auch beim Flugtransport unterscheiden sich die vielen Einzelpositionen der Gesammtrechnung oft. Nachfragen lohnt sich. Sehr oft zeigt sich, daß gewisse Kosten einfach außen vor gelassen wurden (vor allem am Bestimmungsort). Manches auf den ersten Blick verlockende Angebot belief sich am traurigen Ende auf ein Vielfaches der ursprünglich genannten Summe.

 

Die Kosten sind erheblich: wer eine größere Reise oder gar einen Around-the-world-Trip plant, sollte sich nicht auf detail-verliebte was-brauche-ich-pro-Tag-im-Land-XXX-Überlegungen fokusieren. Die Motorrad-Transport-Kosten sind aus meiner Sicht verdammt happig und auf den Monat umgerechnet alles andere als vernachlässigbar.

Letztendlich hängt das natürlich vor allem von der Route ab.

 

Empfehlenswert ist die Shipping-Datenbank auf HUBB, wo man gezielt nach Erfahrungsberichten von anderen Motorrad-Reisenden suchen kann (sowohl Land X nach Land Y als auch von Kontinent zu Kontinent):

http://www.horizonsunlimited.com/tripplan/transport/shipping.php

 

Was macht man bei Ankunft mit der Kiste? Teilweise werden da absurd hohe Kosten für die Entsorgung veranschlagt. Manchmal kann man sie auch lagern und wiederverwenden (typisch bei Inseln), was aber organisatiorisch und auch von der Kosten-Seite her nicht unbedingt trivial ist.

 

In den einschlägigen Foren (ADV, HUBB, Motorrad-Karawane) werden regelmäßig Kisten gesucht/bzw. verschenkt.

 

Man sollte sich nicht alleine auf die preisliche Optimierung des Motorrad-Transportes konzentrieren. Auch der Personen-Flug haut rein.

Da heißt es abwägen zwischen dem Wunsch, den Personenflug erst zu buchen, wenn der Motorrad-Transport steht oder doch lieber frühzeitig einen Passagier-Flug zum Schnäppchenpreis klar machen, auch wenn man noch nicht sicher weiß, ob man dann das Motorrad auf den Weg bringen kann.

 

Viel Glück, eine gesunde Portion Skepsis bei jedem Angebot und eiserne Nerven, Hartnäckigkeit sowie Gelassenheit wünsche ich Euch beim Verschiffen und Verfliegen!

 

 

 

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Siehe: HELFT UNS

 

 


 

 

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© Frank Panthöfer