Darien Gap / Panama -> Kolumbien

Seit wir den Darien Gap überquert haben, hat sich dort sehr viel getan.

Die Stahlratte verkehrt nicht mehr und Fritz-the-Cat ist gesunken. Das Übersetzen mit solch kleinen Schiffen scheint ad acta.

 

Stand 2023, den ich aber nur aus Social Media Beiträgen entnommen habe:

Container-Verschiffung ist möglich mit: Overland Ambassy Panama

Auch Verfliegung Panama - Bogota soll (wieder) möglich sein und um die 1.200 USD kosten.

Das Nachfolgende ist nur noch sehr eingeschränkt aktuell.

 

 

Mit einer Reise-Enduro mit Gepäck ist es unmöglich den Darien Gap (ein ca. 100 km langes straßenloses Dschungel-Gebiet an der Grenze von Panama und Kolumbien) zu durchfahren.

Hier fehlt ein Stück in der Panamericana!

Man muß das Motorrad entweder verschiffen oder per Flugzeug transportieren.

 

Folgende grundsätzliche Möglichkeiten hat man:

  1. Segelschiff vom Norden Panamas nach Cartagena (Kolumbien)

  2. kleine Frachtschiffe, die auf beiden Meeren verkehren

  3. großes Fracht- bzw. Kontainerschiff

  4. Transport per Flugzeug

 

Zu 1) Segelschiff vom Norden Panamas nach Cartagena (Kolumbien)

 

Das ist die, zumindest bei Deutschen, wahrscheinlich populärste Variante.

 

Besonder verlockend an dieser Lösung: ca. drei Tage der fünftägigen Überfahrt cruised man zwischen Karibik-Inseln des San Blas Archipels umher, schwimmt und schnorchelt und läßt es sich gut gehen.

 

Unabdingbar ist, daß man sich vorab schlau macht und Erfahrungsberichte im Internet (speziell natürlich bei HUBB und ADV) zu dem konkreten Schiff sucht, mit dem man reisen möchte.

Ich habe nur ein einziges Schiff gefunden, zu dem es keine nennenswert kritischen Berichte gab: die Sahlratte.

Die nachfolgenden Nachteile treffen auf die verschiedenen Schiffe in unterschiedlichem Maße zu:

  • die letzten rund 40 Stunden geht es über offene See, die ziemlich rauh ist. So ziemlich jeder Erfahrungsbericht erwähnt, daß es vielen an Bord auf diesem Teil kotze-elend geht! Wenn man von Kolumbien nach Panama fährt, ist es nicht ganz so schlimm, weil man den mit den Wellen fährt.

  • die Motorräder leiden erheblich unter der salzhaltigen Luft bzw. der Dauerbesprühung durch die Salz-Gischt! Ketten, Bremscheiben und Ähnliches sind massiv rostig. Erhebliche Schäden bis hin zum dauerhaften Komplett-Ausfall der Elektrik werden berichtet. Die Stahlratte scheint aufgrund ihrer Höhe weniger davon betroffen zu sein als kleinere, niedrigere Schiffe. Kaum einer bietet Planen zum abdecken an. Einsprühen mit WD40 oder dick einfetten hemmt an manchen Stellen den Rost-Anfall.

  • die Schiffe sind oft überbelegt und in Sachen Trinkwasser unterversorgt

  • von vielen Schiffen hört man, daß wesentliche Dinge technisch nicht in Ordnung sind

  • die Kapitäne sind oft starke eigene Persönlichkeiten mit denen viele nicht klarkommen. In extremen Fällen kommt es unter Koks- und Alkohol-Einfluß zu krassen Szenen.

  • die Motorräder werden teilweise nicht direkt an Bord der Segelschiffe geladen bzw. ausgeladen. Oft läuft das über kleine Boote als Zwischen-Transport.

  • mit dem Komfort ist es oft nicht weit her: mal abgeshen davon, daß es unter Deck eng und heiß ist, muß man aufgrund von Überbuchung u.U. an Deck schlafen + einige berichten von undichten Luken und in Folge davon teilweise komplett nassen Kojen + die Schiffe fahren fast immer mit Motor = je nachdem wo die Kabine liegt ist das höllisch laut

  • die guten Schiffe muß mit einige Wochen Vorlauf buchen, da die Zahl der Plätze begrenzt ist und diese teilweise früh ausgebucht sind

  • die Segelschiffe machen ein bis vier Turns pro Monat, d.h. der Termin liegt u.U. nicht gerade passend.

Inwieweit diese Faktoren auf das Schiff zu treffen, mit dem man fahren möchte, sollte man, wie gesagt, checken.

Dabei ist es bei den Erfahrungsberichten manchmal ein bißchen schwierig rauszulesen, was sachliche Kritik ist und wo eigenwillige Kapitäne mit eigenwilligen Passagieren aneinander geraten sind und es dann als Revanche eine Schlammschlacht gab. Aber mit ein bißchen Gespür findet man die grobe Wahrheit nach einigen Berichten raus.

Wichtig ist, daß man sich selber Reports sucht und nicht nur die vom Kapitän zur Verfügung gestellten Berichte liest. Die sind naturgemäß natürlich sehr positiv.

 

Neben den sachlichen Nachteilen stehen auf der Pro-Seite natürlich der Turn durch die Karibik-Inseln, das Gemeinschafserlebnis (das manch einer auf der Contra-Seite verbucht) und vor allem das Abenteuer.

 

Update 2021: Fritz-the-Cat ist vor Jahren schon gesunken und die Stahlratte wird Anfang 2021 wieder nach Europa überführt. Sie wird zukünftig keine Motorräder mehr über den Darien Gap bringen.

Damit sind die beiden einzigen Schiffe aus dieser Kategorie mit passablem, respektive gutem Ruf raus. Ob es derzeit noch andere Anbieter gibt, ist mir nicht bekannt. Von behördlicher Seite war diese Methode / dieser Weg zudem schon länger ungewollt.

 

Update 2022: Die legendäre Stahlratte verkehrt nicht mehr auf dieser Route. Sie hat einen neuen Besitzer und wurde nach Europa überführt.

Kapitän Ludwig macht jedoch mit einem anderen Schiff weiter. Für Details bitte ihn direkt kontaktieren: kapitaen_hoffmann@hotmail.com

zu 2) kleine Frachtschiffe

 

Das ist die Variante für coole Abenteurer.

Manch einen lockt der hohe Abenteuer-Faktor, manch einen der günstige Preis, der ganz grob um die 400 USD für Fahrer und Motorrad liegt.

Die Zahl der Horror-Storys ist so groß, daß diese Variante für uns nicht in Frage kam.

Sehr oft liest man, daß es mit der Kooperation der Kapitäne vorbei ist, sobald sie das Geld in Händen halten. Ab da an ist man selber und das Motorrad nur noch Dreck. Man wird entgegen der Absprache an unmöglichen Stellen an Land gesetzt oder das Motorrad wird bei der brutalen Verladung so stark beschädigt, daß es nicht mehr fahrfähig ist. Oder die Kapitäne erpressen auf hoher See Zusatz-Gebühren.

Außerdem befördern die Boote oft noch andere „Ware“. Da kann es im schlimmsten Falle „mit gefangen, mit gehangen“ heißen.

Auf jede Erfolgsgeschichte habe ich mindestens ein oder zwei Negativ-Berichte gefunden.

 

zu 3) Kontainerschiffe, RoRo und ähnliches

 

Zu diesen Varianten findet man in den einschlägigen Foren fast nichts und ich habe auch noch nie jemanden getroffen, der sie selbst MIT DEM MOTORRAD erprobt hat.

 

Wenn man einen Kontainer mit Motorrädern voll bekommt, ist es finanziell auf alle Fälle attraktiv. Aber das ist immer das selbe Leid: wie bekommt man genügend Motorräder zusammen + auch wirklich die Kohle von allen, die mal irgendwann versprochen haben, mitzumachen.

 

All die Wohnmobile und Campingbusse und Abenteuer-Allrad-Fahrzeuge verschiffen mit Fracht- und RoRo-Schiffen. Die müßten grundsätzlich auch Motorräder transportieren.

Alle 4-Rad-Reisenden mit denen wir darüber sprachen, waren frustriert über die extrem hohen Kosten, die denen für die Ro-Ro-Verschiffung von Deutschland nach Kanada entsprachen.

Zu den Kosten für die Verschiffung kommt dann auch noch die Personen-Passage per Schiff oder Flugzeug.

Wir haben mit einigen 4-Rad-Reisenden gesprochen, die mit großen Reedereien ab Colon verschifft haben. Viele berichteten Negatives: u.a. grobe Inkompetenz der Agenten und Diebstahl aus den Fahrzeugen.

Gepäck muß man also im Flugzeug mitnehmen, bzw. wie auch immer man selber dann nach Kolumbien reist.

Außerdem ist die RoRo-Variante bürokratisch aufwendiger als die Segelschiff-Lösung und es kommen diverse Gebühren in Panama und Kolumbien dazu, die wie immer in solchen Fällen, vorab schwer zu ermitteln sind.

 

zu 4) Flugfracht

 

Zu "unserer Zeit" war Girag quasi der Monopolist fürs Motorräder verfliegen auf dieser Route. Deren Internetseite ist offline.

Ob es derzeit andere Anbieter für den Transport per Flugzeug über den Darien Gap gibt, ist mir unbekannt.

Die beiden interessantesten Lösungen sind meiner Meinung nach Segelschiff und Flugzeugtransport.

 

Der große Vorteil des Flugzeuges gegenüber den Segelschiffen ist, daß man mit nur wenigen Stunden Vorlauf abheben kann! Man kann einfach hinfahren und los geht es.

Bei den Segelschiffen (speziell der Stahlratte) muß man u.U. Wochen im Voraus buchen und sich damit auf einen Termin festlegen. Das raubt einem natürlich Flexibilität. Wenn man dann einige Tage oder gar Wochen auf „sein“ Segelschiff warten muß, bis es endlich fährt (Stahlratte macht bspw. nur einen Turn pro Monat), dann kommen da bei panamesischen Preisen schnell Summen für Hostals und sonstige Lebenshaltung zusammen, die den Preisvorteil der Segelschiffe dahinschmelzen lassen. Bezieht man dann noch potenzielle Transport- und Salzwasser-Schäden am Motorrad in die Betrachtung mit ein, dann ist es zumindest rein finanziell nicht eindeutig, welche Variante letztendlich die billigere ist.

Es gibt immer mal wieder Meldungen, daß ein regelmäßiger Fährverkehr aufgenommen werden soll. Nachhaltig hat sich diesbezüglich nie wirklich was getan.

 

 

 

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Siehe: HELFT UNS

 

 


 

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© Frank Panthöfer